Jekhipe Projekt

Das Projekt „Reclaiming our past, rebuilding our future: new approaches to fighting antigypsyism against Roma – Jekhipe” greift die gesteigerte politische und gesellschaftliche Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Antiziganismus in Deutschland und Europa auf. Es kritisiert, dass die zunehmende Anerkennung der Diskriminierung von Sinti und Roma sich noch nicht in einer Verbesserung der Lebenssituation der Minderheit in vielen europäischen Ländern zeigt und politische Veränderungen bis dato nicht greifen.

Im Rahmen des Projekts werden einige der wichtigsten strukturellen und institutionellen Hindernisse bei der Verwirklichung von Gerechtigkeit und Gleichberechtigung für Roma in der Praxis angegangen, indem die fehlende Anerkennung der Roma als Opfer historischer Ungerechtigkeiten wie Sklaverei oder Holocaust und die Einrichtung oder angemessene Entschädigungen und Versöhnungsprozesse, der fehlende Zugang zu Dienstleistungen und Rechten, das Fehlen von Roma-Museen und die fehlende institutionelle Vertretung der Roma in Kunst und Kultur, der fehlende Geschichtsunterricht für Roma usw. behandelt werden.

Durch transitional-justice-Maßnahmen soll die Geschichte der Sinti und Roma aufgearbeitet und sichtbar gemacht werden, mindestens Anerkennung für vergangenes Leid sichergestellt werden und zukunftsweisende Veränderungen des Umgangs insbesondere von Polizei und Sicherheitsbehörden mit der Minderheit erarbeitet werden.

Das Jekhipe-Gesamtprojekt wird koordiniert durch das European Roma Grassroots Organisations Network (ERGO Network), das European Roma Institute for Arts and Culture (ERIAC) sowie das Center for European Policy Studies (CEPS) und finanziert durch die Generaldirektion Justiz und Verbraucher der EU-Kommission. Die Umsetzung erfolgt in sechs europäischen Ländern, mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma als nationalem Kooperationspartner, in Zusammenarbeit mit der Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) und der Sozialfabrik.

Neben der Erarbeitung einer Übersicht über den wissenschaftlichen Forschungsstand (research brief) und die bisherige Umsetzung politischer Maßnahmen (policy brief) zielt das Projekt auf die Weiterentwicklung politischer Ziele zur Stärkung der Sinti und Roma und die Stärkung der Sichtbarkeit ihrer Geschichte und Kultur, die auch die Verfolgung im Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik in den Blick nimmt. Im Rahmen des Projekts wird die Erinnerungsarbeit des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma rund um den „Europäischen Holocaust-Gedenktag der Sinti und Roma“, der jährlich am 2. August begangen wird, unterstützt. Darüber hinaus wird im Rahmen des Projekts ein Projekt zur Sichtbarmachung der Roma als Opfer der Pogrome in Rostock-Lichtenhagen im August 1992 durchgeführt, das die Erinnerungen der Betroffenen für die deutsche und rumänische Öffentlichkeit zugänglich macht. Weiterhin liegt ein Fokus der Projektarbeit auf dem Werben für die Etablierung einer „Unabhängigen Historiker*innenkommission zur Aufarbeitung der „Zweiten Verfolgung“ der Sinti und Roma in der BRD und der DDR“ sowie der Erarbeitung einer Handreichung zum Thema „Antiziganismus und Polizei“, inklusive begleitender Schulungen.